Fernschreib-Anwendungen bei der Eisenbahn

Alles, was nicht direkt mit dem i-Telex System oder technischem Support zu tun hat, im entferntesten Sinne aber noch zum Thema Fernschreiber passt.
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vse
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Fernschreib-Anwendungen bei der Eisenbahn

#1

Beitrag: # 50829Beitrag vse »

Hallo,

neben einem eigenen Fernschreibnetz - der Bafesa - gab es noch weitere Spezialanwendungen für Fernschreiber bei der Eisenbahn. Und da ich hier Geräte mit "komischem Kennungsgeber" mit verwende was schon für Irritationen gesorgt hat, hier mal eine kurze Vorstellung worum es da ging.

Bis in die heutige Zeit müssen für jede Zugfahrt im Eisenbahnnetz zwischen den beteiligten Betriebsstellen Informationen ausgetauscht werden, auf eingleisigen Strecken müssen diese auch von beiden Seiten "vereinbart" werden. Gerade in Bereichen mit moderner Stellwerkstechnik gibt es dafür spezielle Kommunikationsanlagen - Zugnummernmeldeanlagen - die basierend auf Rechentechnik nur für diesen Zweck da sind, bei modernen Stellwerken wird die Information dazu in der Bedienoberfläche des Stellwerks dargestellt, sodass das verschmilzt.

Aber auch heute gibt es noch Bereiche, wo dies in einem fernmündlichen Verfahren am Telefon erfolgt, wichtig ist die Einhaltung fester Wortlaute dafür und Disziplin. Dokumentiert wird es in diesen Bereichen durch händische Eintragung in spezielle Vordrucke und für eine nachträgliche Überprüfung und auch zur Nachweisführung bei Ereignissen gibt es häufig Sprachspeicher die diese Telefonate aufzeichnen. Diese Sprachspeicher waren in den 1960er Jahren quasi der Schlüssel dafür dass dieses sogenannte Zugmeldeverfahren überhaupt auf mündlich umgestellt wurde, bis dahin wurde es üblicherweise Morsefernschreibern durchgeführt da hier eine Nachweisführung und eine genaue Gleichheit der Information auf beiden Seiten gewährleistet war.

Nun fahren auch Eisenbahnen über die Landesgrenzen hinweg, und da diese Grenzübergänge immer auch eine Sprachgrenze ist, hatte man - zumindest im östlichen Europa, wo anders habe ich mich noch nicht damit befasst - hier sehr häufig Standleitungsverbindungen mit Fernschreibern eingeführt, da hier zumindest die dialektfreie Übermittlung sichergestellt war und das lesen einer Fremdsprache häufig einfacher ist als das hören. Außerdem hatte man einen hervorragenden Nachweis der jederzeit überprüft werden konnte und auch die Eindeutigkeit der Übermittlung auf beiden Seiten war durch die Übertragungsschleife sichergestellt.
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Hier ein Bild aus dem Jahr 2007 eines solchen Fernschreibdialoges, wie man sieht schreibt jeder der Beteiligten in seiner Sprache, der andere muss diese Wortlaute jeweils nur verstehen.
photo_2019-03-06_20-28-52.jpg
Hier die Gesamtansicht.

Die eingeschummelten rrr entstanden offensichtlich, da die Fernschreiber nach 30 Sekunden Ruhe auf der Leitung quasi in Standby gingen und den Motor abschalteten und erst wieder "aufgeweckt" werden mussten.

Nicht nur an deutschen Außengrenzen war diese Technik so sehr lange im Einsatz, ich verlinke noch ein Bild aus dem Dienstraum des slowakischen Grenzbahnhofes Lenartovce (dort geht eine Strecke nach Ungarn ab) - hinten links in der Ecke sieht man den Fernschreiber für die Zugmeldungen mit dem Nachbarland.

https://www.vlaky.net/trate/objekt/949/ ... 1&slide=11

Da hier immer nur genau zwei Fernschreiber an der Übermittlung beteiligt waren, gab es auch keinen Wählbetrieb und der Kennungsgeber war zwar wichtig um eindeutig den Absender zu identifizieren, aber die Textform des Absender-Bahnhofs war halt dafür auch ausreichend und wurde daher so in den KG übernommen.

... und die Bahnhöfe Seifhennersdorf und Cranzahl haben nunmehr im i-Telex-Netz ein neues zu Hause gefunden, die Rufnummern die ihnen zugeordnet sind, sind daher jeweils die Rufnummern die diese Bahnhöfe im Bafesa-Netz hatten (das war dann eine andere Maschine, die aber bereits in den 1990er Jahren außer Betrieb gingen und verschrottet wurden) aber die Kennungsgeber sollen so bleiben wie sie sind um an eine der Fernschreibanwendung zu erinnern, die vermutlich mit am längsten im Produktivbetrieb stand (es gibt auch heute noch Grenzübergänge, an denen die Zugmeldungen so erfolgen - auch wenn üblicherweise jede Änderung, zum Beispiel durch Fernbedienung der beteiligten Bahnhöfe oder Modernisierung für die Fernschreibverbindung das Ende bedeutet, weil das keiner mehr umbaut).

MfG Henry

PS: der Titel wurde bewusst so gewählt - weil mindestens eine Spezialanwendung hätte ich noch mit Fotos und Gestaltungsbeispiel auf Lager ;-) ...
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33148 Stellwerk W3 im Eisenbahnmuseum Schwarzenberg/Erzgeb. - T51 (KG 33148bf dr)
32132 Stellwerk siehe oben - F2500 (KG bahnhof cranzahl)
die ersten beiden Geräte z.Z. nur online wenn jemand vor Ort ist, Verbesserung in Arbeit
31139 zu Hause - F2000 (KG 31139bf dr) 24/7
36316 " - T100 Brno
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