Re: Zeitzeugen-Gespräch
Verfasst: Mi 21. Aug 2019, 06:26
Bei gestrigen Recherchen in diversen Publikationen habe ich einen noch lebenden Zeitzeugen ausfindig gemacht: Den Chefentwickler und Abteilungsleiter für die Gruppe "Fernschreiber 150" bei Siemens:
Kurz als Anmerkung: Der Siemens Fernschreiber 150 ist eine Spezialentwicklung der Firma Siemens und wird als teilelektronischer Fernschreiber bezeichnet. Er wurde ab Mitte der 60er Jahren entwickelt und stellt das Übergangsgerät zwischen der elektromechanischen T100 und dem elektronischen T1000 dar. Insgesamt wurden im Zeitraum von 1968-1978 nur 3270 Geräte hergestellt. Der 150 besaß in Deutschland keine FTZ-Zulassung zum Telex-Netz, wurde in anderen Ländern jedoch in öffentlichen Fernschreibnetzen eingesetzt. Die möglichen Schreibgeschwindigkeiten waren 50, 75 und 100 Baud.
Besonderheiten: Diverse Bauteile der T100 wurden durch elektronische Baugruppen ersetzt:
Mechanischer Teil: Von der T100 wurden der Typenhebelwagen als Druckeinheit sowie der Asynchronmotor, der Lochstreifengeber und der Lochstreifensender in leicht überarbeiteter Form übernommen. Auch der Kennungsgeber ist mechanisch.
Elektronischer Teil: Tastatur, Sender, Empfänger, Steuerung und Fernschaltgerät.
Der Fernschreiber 150 arbeitet im Lokalbetrieb mit seinem Original T100-Drucker immer mit 100 Baud (Anmerkung: Einfach irre was die Feinmechanik damals leisten konnte) und läßt damit ein sehr schnelles Duplizieren von Lochstreifen oder Halbduplex-Schreiben (Vollduplex als Alternative) im Standleitungsbetrieb zu. Die Möglichkeit des Baugruppentausches machte den 150er sehr flexibel:Einfach- oder Doppelstrom, Halb- oder Vollduplex, V24-Schnittstelle
Er wurde in Deutschland bei Behörden (z.B. Polizei) oder als Ausgabegerät von Datenverarbeitungsanlagen oder bei Fernschreibübertragungen über Funkstrecken eingesetzt. Trotz der Vielseitigkeit blieb er ein Nischengerät.
Doch jetzt zum Zeitzeugen: Nachdem in den üblichen Unterlagen der Hersteller von Fernschreibmaschinen (Bedienungsanleitung, Serviceunterlagen etc. nie die Personen der Entwicklungsabteilung bzw. der Produktion erwähnt sind habe ich weiter recherchiert und bin fündig geworden. Der Dipl. Ing. der als Chefentwickler des Fernschreibers 150 tätig war, lebt hochbetagt und so haben wir beide gestern ein ca. 20 minütiges Telefonat geführt (auf Grund seines außergewöhnlichen Nachnamens habe ich ihn im Telefonbuch gefunden). Ich hatte ihm zunächst über die Aktivitäten der i-Telex Gruppe informiert und ihm gesagt, dass ich z.Zt. 2 "seiner 150er" besitze und diese restauriere. Er war hoch erfreut und "ganz aus dem Häuschen" als er von unserer Arbeit erfahren hat und dass wir wieder ein Telexnetz aufgebaut haben. Wir beide haben vereinbart uns im Herbst 2019 persönlich zu treffen und so hoffe ich, dass ich eine der beiden 150er zum Laufen bringe und ihm an seinem Wohnsitz dann auch vorführen kann. Er hat mir zugesagt dann auch noch über seine Arbeit bei Siemens zu berichten. Drückt mir die Daumen, dass mir die Restaurierung gelingt - ich kann noch nichts über den Zustand der Maschinen sagen, eine stammt aus dem aufgelösten FZA.
Kurz als Anmerkung: Der Siemens Fernschreiber 150 ist eine Spezialentwicklung der Firma Siemens und wird als teilelektronischer Fernschreiber bezeichnet. Er wurde ab Mitte der 60er Jahren entwickelt und stellt das Übergangsgerät zwischen der elektromechanischen T100 und dem elektronischen T1000 dar. Insgesamt wurden im Zeitraum von 1968-1978 nur 3270 Geräte hergestellt. Der 150 besaß in Deutschland keine FTZ-Zulassung zum Telex-Netz, wurde in anderen Ländern jedoch in öffentlichen Fernschreibnetzen eingesetzt. Die möglichen Schreibgeschwindigkeiten waren 50, 75 und 100 Baud.
Besonderheiten: Diverse Bauteile der T100 wurden durch elektronische Baugruppen ersetzt:
Mechanischer Teil: Von der T100 wurden der Typenhebelwagen als Druckeinheit sowie der Asynchronmotor, der Lochstreifengeber und der Lochstreifensender in leicht überarbeiteter Form übernommen. Auch der Kennungsgeber ist mechanisch.
Elektronischer Teil: Tastatur, Sender, Empfänger, Steuerung und Fernschaltgerät.
Der Fernschreiber 150 arbeitet im Lokalbetrieb mit seinem Original T100-Drucker immer mit 100 Baud (Anmerkung: Einfach irre was die Feinmechanik damals leisten konnte) und läßt damit ein sehr schnelles Duplizieren von Lochstreifen oder Halbduplex-Schreiben (Vollduplex als Alternative) im Standleitungsbetrieb zu. Die Möglichkeit des Baugruppentausches machte den 150er sehr flexibel:Einfach- oder Doppelstrom, Halb- oder Vollduplex, V24-Schnittstelle
Er wurde in Deutschland bei Behörden (z.B. Polizei) oder als Ausgabegerät von Datenverarbeitungsanlagen oder bei Fernschreibübertragungen über Funkstrecken eingesetzt. Trotz der Vielseitigkeit blieb er ein Nischengerät.
Doch jetzt zum Zeitzeugen: Nachdem in den üblichen Unterlagen der Hersteller von Fernschreibmaschinen (Bedienungsanleitung, Serviceunterlagen etc. nie die Personen der Entwicklungsabteilung bzw. der Produktion erwähnt sind habe ich weiter recherchiert und bin fündig geworden. Der Dipl. Ing. der als Chefentwickler des Fernschreibers 150 tätig war, lebt hochbetagt und so haben wir beide gestern ein ca. 20 minütiges Telefonat geführt (auf Grund seines außergewöhnlichen Nachnamens habe ich ihn im Telefonbuch gefunden). Ich hatte ihm zunächst über die Aktivitäten der i-Telex Gruppe informiert und ihm gesagt, dass ich z.Zt. 2 "seiner 150er" besitze und diese restauriere. Er war hoch erfreut und "ganz aus dem Häuschen" als er von unserer Arbeit erfahren hat und dass wir wieder ein Telexnetz aufgebaut haben. Wir beide haben vereinbart uns im Herbst 2019 persönlich zu treffen und so hoffe ich, dass ich eine der beiden 150er zum Laufen bringe und ihm an seinem Wohnsitz dann auch vorführen kann. Er hat mir zugesagt dann auch noch über seine Arbeit bei Siemens zu berichten. Drückt mir die Daumen, dass mir die Restaurierung gelingt - ich kann noch nichts über den Zustand der Maschinen sagen, eine stammt aus dem aufgelösten FZA.