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Jäger des verlorenen ED1000
Verfasst: Mi 12. Aug 2020, 12:10
von BjoernS
Hallo zusammen,
ich bin jetzt schon eine Weile am Lesen alter Unterlagen (von hier und aus Bibliothek) auf der Suche nach Infos zu ED1000. Man findet kaum etwas dazu, meist nur Erwähnungen am Rande. Mich interessiert, in welchem Kontext die Technik entwickelt wurde, und was es offizielles dazu gab (z.B. Anforderungen der DBP an die Technik).
Deshalb wollte ich mal rundfragen, ob und was ihr dazu ggf. noch wisst bzw. korrigieren könnt.
Habe die Tage schon ein paar Unterlagen zum Thema gescannt, die ich demnächst in den Doku-Bereich einstellen möchte.
Mein aktueller Wissensstand:
- ED steht für Einkanal-Datenübertragung; das Verfahren ED300F ist ein FM-Wechselstromtastverfahren für bis zu 300 Bd und diese Technik, ausgeführt in Bundespostbauweise 1000, nennt sich ED1000 (Buch mit Stand 1985)
- Die Technik scheint zusammen mit dem Elektronischen Datenvermittlungssystem Siemens EDS im Rahmen des IDN (Integriertes Text- und Datennetz, Beginn 1975) eingeführt worden zu sein (vmtl. Ende 70er, Anfang 80er). Während die EDS-Technik in den DVST (Datenvermittlungsstellen) zum Einsatz kam, war ED1000 (zusammen mit WT1000 und ZD1000) in den DUST (Datenumsetzerstellen) im Einsatz. Diese waren teils im gleichen Gebäude wie die DVST, teils aber auch ausgelagert und von fern an die DVST angebunden. In den DUST waren die SEU-A untergebracht. (Buch mit Stand 1978)
- Hier im Forum habe ich gelesen, dass Ende der 70er sehr viele Fernschreiber schon Tastaturwahl hatten, was ED1000 vermuten lässt (oder gab es Tastaturwahl mit Linienstrom im breiten Einsatz?)
Die Suche ist manchmal etwas frustrierend, z.B. weil in einem Buch mit dem Hauptthema EDS die ED1000-Technik nur am Rande erwähnt wird. Deshalb bin ich für jeden Hinweis dankbar, auch im Hinblick auf mögliche Quellen (auch Zeitschriften).
Grüße
Björn
Re: Jäger des verlorenen ED1000
Verfasst: Mi 12. Aug 2020, 13:17
von Franz
Hallo Bjoern,
wegen meiner mangelnden Technikkenntnisse

kann ich Dir hier leider auch nicht weiterhelfen, nur nochmal bestätigen, dass wir in der FS-Stelle Opernplatz, wo ich im August 1978 hin versetzt wurde (auf eigenen Wunsch

) Telex-Betrieb bereits mit Tastaturwahl machten. Fernschreiber war ein T100 im 213-er Gehäuse, das eingebaute FSG und der Nummernschalter waren aus dem Gehäuse bereits ausgebaut und mit Blindkappen versehen.
Ich denke mich noch an das AGT 10 zu erinnern, welches hinter dem FS an der Wand hing, bin mir aber nicht 100% sicher.
Gruß
Franz
Re: Jäger des verlorenen ED1000
Verfasst: Mi 12. Aug 2020, 13:17
von cguenther
... finde es toll wie Du Dich mit der Zielsetzung Sammlung/Dokumentation/Zurverfügungstellung da in die „Materie“ eingräbst!
LG
Carsten
Re: Jäger des verlorenen ED1000
Verfasst: Mi 12. Aug 2020, 14:50
von DF3OE
Das ED1000 System wurde mit Aufbau der EDS-Vermittlungen mit einer Umstellungszeit von ca. 2 Jahren aufgebaut. EDS=ED1000
Es wurde eine Knotenvermittlung nach der anderen umgestellt.
Um die noch vorwiegend vorhandenen mechanischen Maschinen weiterhin betreiben zu können, wurde diesen Maschinen
ein AGT10B (ED1000 Modem) vorgeschaltet. Die Nummernschalterwahl wurde dafür deaktiviert und es wurde oft (nicht immer

)vorschriftsmäßig
bei Umstellung auf ED1000 auch der NSi Kontakt am Nummernschalter gebrückt, damit die Wählscheibe nicht
mißbräuchlich benutzt werden konnte.
Nummernschalter (Wählscheiben) wurden nicht ausgebaut. Die Geräte gehörten ja dem Teilnehmer und da wollte und durfte man
ja nicht einfach irgendwas "klauen"

Aber es wurden ab und zu gelbe runde Aufkleber auf die Wählscheibe mit Hinweisen
zur Tastaturwahl geklebt.
Bei bereits im TW39-Netz vorhanden T1000/Lo2000 wurde die Linienstrom-LAT durch eine SEU-B Karte ausgetauscht.
Aber davon gab es sicherlich nicht viele, da die T1000 und Lo2000 eigentlich parallel mit Einführung des EDS-Systems
auf den Markt kamen.
Zur Technik von ED1000 gibt es hier im Forum auch einige Dokumente. Einfach mal ED1000 in die Suche eingeben.
Re: Jäger des verlorenen ED1000
Verfasst: Mi 12. Aug 2020, 15:01
von BjoernS
Hallo Henning,
danke für die Hinweise. Umso seltsamer, dass in einem EDS-Buch so wenig über ED1000 steht (probiere es heute zu scannen). Die Doku im Forum habe ich schon gewälzt
Grüße
Björn
Re: Jäger des verlorenen ED1000
Verfasst: Mi 12. Aug 2020, 16:50
von JKde
Hallo Björn,
als ich vor 2 Jahren auf die Suche nach ED1000 war, hatte ich auch nur sehr wenig gefunden und das wenige aus vielen Dokumenten zwischen den Zeilen herausgepickt.
Die ED1000-Pegel (wiki) hatte ich aus "Hasler SP300 Techn Handbuch 1 (Auszüge robg).pdf" (hier im Forum).
Das Timing hatte ich aus einem Vermittlungsanlagen-Buch - kann mich aber nicht erinnern welches.
Ich hatte noch Unterlagen zu SEU-B-Karten (für Lo2000) und AGT10B angeschaut, weiß aber nicht mehr wo was stand.
Re: Jäger des verlorenen ED1000
Verfasst: Do 13. Aug 2020, 09:01
von BjoernS
Hallo Jochen,
JKde hat geschrieben: ↑Mi 12. Aug 2020, 16:50
Die ED1000-Pegel (wiki) hatte ich aus "Hasler SP300 Techn Handbuch 1 (Auszüge robg).pdf" (hier im Forum).
Das Timing hatte ich aus einem Vermittlungsanlagen-Buch - kann mich aber nicht erinnern welches.
Ich hatte noch Unterlagen zu SEU-B-Karten (für Lo2000) und AGT10B angeschaut, weiß aber nicht mehr wo was stand.
danke für die Info. Schon komisch, dass das alles so unter dem Radar lief.
Habe aber gestern einen Volltreffer gelandet. In der Bibliothek haben Sie ein Datel-Handbuch der DBP, darin ein Abschnitt "Schnittstellenbedingungen im Telexnetz" für XD- (kein Smiley) und 2DrE-Schnittstelle, inkl. Timingdiagrammen. Habe einen Teil schon gescannt und würde es demnächst hochladen.
XD (bezieht sich locker auf die X.-Empfehlungen der ITU-T) ist die Schnittstelle zwischen FS und AGT30/AGT40.
2DrE ("Zweidraht-Einfachstrom") ist die Schnittstelle zwischen FS und AGT10.
(Über den Teil zwischen SEU-A und -B habe ich vor ein paar Tagen etwas in einem Buch gefunden, stelle ich auch noch ein.)
Grüße
Björn
Re: Jäger des verlorenen ED1000
Verfasst: Do 13. Aug 2020, 12:50
von Fernschreiber
Hallo Björn,
was erwartest Du denn zu finden, mir fällt da eine Menge zu ein. Aber ED1000 war nur ein ganz kleines individuelles Mosaiksteinchen im Gesamtznetz der Datenübertragung. Letztlich gab es das nur noch im Ortsnetz. Es löste nur die Gleichstromübertragung auf der zunächst letzten, dann allerletzten Meile ab, da die riesigen neuen Vermittlungsbereiche (>100Km Radius) sonst nicht zu machen waren. Zudem war es noch eine klassische Entwicklung zwischen Siemens (auch anderen) und dem FTZ ( monopolistischen Behörde DBP) mit festem Bezug zum verlegten Kabelnetz. Das auch andere Verwaltungen daran partizipierten lag dann wohl am Verkauf der Hersteller. Versuche mal was über die Zeitmultiplexsysteme in den Vst'n zwecks Eliminierung der C-Adern in Ortsverbindungskabeln zu finden, gleiches Problem. Das sind zweckgebundene Nischenprodukte, da findet man max. was in den Unterrichtsbklättern zum Zeitpunkt der Einführung, leider. Aber wenn Du spezielle Fragen hast, frage einfach. Ich hab#s ja noch erlebt.
Gruß
Willi
Re: Jäger des verlorenen ED1000
Verfasst: Fr 14. Aug 2020, 09:38
von BjoernS
Hallo Willi,
mein Interesse erstreckt sich auf zwei Gebiete:
- Die Spezifikation von ED1000 (der eigentliche Ursprung der Suche, Stichwort Wahlbereit-Impuls ja oder nein)
- Die Hintergründe zur Entwicklung (warum wurde es technisch genau so ausgeführt, woran hat man sich noch orientiert, gab es alternative aber verworfene Konzepte)
Danke für dein Angebot -- viel spezieller kann ich meine Fragen glaube ich nicht formulieren, das Thema ist doch recht umfangreich

Vielleicht kann man sich mal unterhalten, wenn hoffentlich bald mal wieder ein Treffen der "Szene" stattfinden sollte.
Was ich in erster Linie finden wollte, habe ich (Timingdiagramme). Trotzdem werde ich die nächste Zeit immer mal wieder einzelne Bücher o.ä. aus der Bibliothek durchstöbern, inkl. die Unterrichtsblätter (an die ich aber nur per Fernleihe komme). Man findet immer wieder Interessantes, ob jetzt Statistiken über die Anzahl der Datenanschlüsse bei der DBP, oder Werbeblättchen zu Telex, Telebox oder BTX.
Grüße
Björn